Über die „Great Ocean Road“ im Goldrausch nach Melbourne
Posted from Port Campbell, Victoria, Australia.
Unweit von Warrnambool beginnt die etwa 300 Kilometer lange “Great Ocean Road”. Sie wurde zwischen 1918 und 1932 gebaut, um arbeitslosen Kriegsheimkehrern Lohn und Brot zu geben. Die Straße verläuft an manchen Stellen direkt entlang der Steilküste und insbesondere der Abschnitt entlang des “Port Campbell National Park” gilt als eine der schönsten Routen der Welt. Hier “gönnten” wir uns dann auch den zweiten Campingplatz auf unserer Tour, wuschen Wäsche und genossen die warmen Duschen.
Der “Great Ocean Road” nach Osten folgenden sahen wir alsbald die Steilküste. Schroffe, von der Erosion zerklüftete Klippen und die ohne Unterlass anrollenden Brandungswogen verleihen dieser einzigartigen Landschaft ihre dramatische Schönheit.

Zum Größenvergleich beachtet die Fahrzeuge auf der „Brücke“
Das Meer nagt unablässig an der Kalksteinküste und hat im Laufe der Zeit mitunter bizarre Felsformationen herausmodelliert. Dazu zählt die “London Bridge”, die einst aus zwei natürlichen Kalksteinbögen bestand. 1990 ist einer der beiden Bögen eingestürzt und damit die Verbindung zum Festland abgebrochen.

Die London Bridge – vom zweiten Bogen fehlt jede Spur
Besonders eindrucksvoll sind die “Zwölf Apostel”. Die imposanten Felspfeiler sind das Filetstück der “Great Ocean Road”. Es gibt aber mittlerweile nur noch neun Apostel. Die anderen fielen bereits der Brandung zum Opfer. Doch Mutter Natur arbeitet schon am Nachwuchs. Schon heute zeichnet sich ab, wo die neuen Apostel in ein paar hundert Jahren entstehen werden.

Streit unter den „Zwölf Apostel“…einer liegt schon am Boden
Entlang der Strecke bieten zahlreiche Aussichtsplattformen einen atemberaubenden Ausblick auf die Gesteinsformationen.

Die löchrige Wolkendecke wirkte mitunter wie ein Spotlight
Bei den “Gibsons Steps” hatten wir sogar die Gelegenheit, über eine Treppe zum Sandstrand der Steilküste hinabzusteigen. Hier konnten wir wagemutige Surfer beobachten, die sich in die wilden Fluten stürzten. Zudem bot sich uns ein neuer Blickwinkel auf die hoch aufragenden Küste und die “Zwölf Apostel”.

Vergängliche Schönheit
Auch Elisa war mitunter wie gefesselt von der besonderen Atmosphäre.

Ein stiller Moment am tosenden Ozean
Wir ließen die Küste hinter uns und machten uns auf den Weg nach Melbourne. Zuvor machten wir noch einen Abstecher in das Goldgräberstädtchen Ballarat. In der Nähe der Stadt schlugen wir unser Nachtlager am Lake Collac auf. Nach einem tollen Tag, genossen wir das Abendessen am See und als i-Tüpfelchen gab es noch einen zauberhaften Sonnenuntergang.

Unser Ausblick beim Abendessen
Ausgeruht ging es dann am nächsten Tag nach Ballarat in den “Sovereign Hill Themepark”. Das Freilichtmuseum katapultierte uns zurück in die Mitte des 19. Jahrhunderts, in die Zeit des Goldrausches. Die “Bewohner” sind im Stil der damaligen Zeit gekleidet und auch die zahlreichen Gebäude sind liebevoll und detailverliebt eingerichtet. Darunter auch Handwerksbetriebe. So konnten wir beobachten wie etwa 1850 ein Kerzenmacher seiner mühsamen Arbeit nachging oder wie Bonbons hergestellt wurden. Von den noch warmen Bonbons durften wir dann auch kosten…mmmhhh lecker!

Als Kerzen noch aus tierischem Fett hergestellt wurde, muss es hier entsetzlich gestunken haben
Gleichwohl liegt der eigentliche Schwerpunkt des Parks im Gold. Nachdem es sich herumgesprochen hatte, dass man in der Gegend um Ballarat Gold finden könne, kamen ab 1851 tausende Glücksritter aus aller Welt und durchlöcherten die Region wie einen Schweizer Käse. Darunter auch ein paar richtige Glückspilze, die 1858 das damals größte Goldnugget der Welt aus seinem steinernen Grab befreiten. Es bekam den Name “Welcome Nugget”, wog 69 Kilogramm und war etwa 50x15x15 Zentimeter groß. Heute wäre ein solcher Klumpen schätzungsweise 3.500.000 $ wert.
Das “Welcome Nugget” wurde elf Jahre später vom “Welcome Stranger” Nugget überflügelt. Es brachte 72 Kilogramm auf die Wage und wurde in einer unglaublichen Tiefe von 3,5 Zentimetern (ihr habt richtig gelesen!) ebenfalls im Bundesstatt Victoria gefunden.
Angesteckt vom Goldfieber versuchten wir unser Glück an einem Bachlauf in “Sovereign Hill” und wurden tatsächlich fündig. Mit der bereitgestellten Ausrüstung gelang es Lilli und Götz, winzige Goldnuggets aus dem sandigen Bachbett zu waschen.

Lilli und Elisa im Goldfieber
Später konnten wir dann noch einen Blick in eine Goldgießerei werfen. Dabei durfte Lilli einen “frisch” gegossenen Goldbarren im Wert von 160.000 $ in Händen halten.

Lilli und ihre handlichen 160.000 $
“Sovereign Hill” hatte noch eine Druckerei, bewaffnete Garde, eine Schule, eine Postkutsche…und noch soviel mehr zu bieten. Wir waren morgens mit die ersten Gäste und verließen erst am frühen Abend wieder der Park. Noch am selben Tag fuhren wir noch ein gutes Stück Richtung Melbourne. Vor den Toren der Stadt suchten wir abseits der Hauptverkehrsader ein lauschiges Plätzchen zum Übernachten. Doch auch hier war überall wildes Campen verboten. Schließlich landeten wir auf einem Feldweg, der irgendwo hinter einem Hügel verschwand. Wir wollten unser Nachtlager auf der kleinen Anhöhe aufschlagen.

Kein Weg führte auf den Gipfel
So fuhr Götz den schmalen, unbefestigten Weg entlang, doch dieser führte lediglich am Hügel vorbei. Bei einer kleinen Farm bot sich uns die Gelegenheit, das Wohnmobil zu wenden. Kerstin und Götz berieten über unsere Optionen als auch schon der Hausherr ankam. Wir erläuterten ihm unsere Lage und er nickte mit einem wissenden Lächeln. Offenbar waren wir nicht die Ersten, die sich mit ihrem Wohnmobil hierher verirrt hatten. Wie selbstverständlich sagte er, dass unsere Suche beendet sei und wir auf seinem Hof übernachten könnten. Zudem bot er uns noch Strom und frische Eier aus eigener Haltung an.

Gastfreundschaft im Nirgendwo
Überdies gab es auf der Farm noch eine kleine Hündin, die die seltsame Angewohnheit hatte sich mit nach hinten ausgestreckten Beinen auf den Boden zu legen um sich dann nur mit den Vorderpfoten vorwärts zu ziehen.

Vielleicht juckt es ja nur am Bauch?!?
So kamen wir dann doch noch zu unserem lauschigen Plätzchen und die Kinder malten Ross und der kleinen Hündin ein schönes Bild zum Abschied.…vielen Dank Ross!
Weiter ging es nach Melbourne. In der Metropole machte sich ein klarer Nachteil eines Wohnmobils bemerkbar. Durch die schiere Größe konnte man nur mit Glück einen Parkplatz finden. Auf einem Park&Ride-Parkplatz ließen wir das Wohnmobil zurück und nahmen eine S-Bahn ins Zentrum. Wir fuhren bis zur “Flinders Station”. Der Bahnhof stammt aus der viktorianischen Zeit und wirkt wie ein kleines Juwel in den hoch aufragenden Häuserschluchten. Durch die Innenstadt führt die “Golden Mile”, eine Route, die uns auf verschlungenen Pfaden an Museen, historischen Bauten und durch sehenswerte Häuserschluchten führte. Besonders ungewöhnlich fanden wir das Elternhaus des berühmten Entdeckers Captain Cook. Es wurde in England Stein für Stein abgebaut, nach Melbourne verschifft und dort in mühevoller Kleinarbeit wieder zusammengesetzt.

Captain Cooks Elternhaus ging auch auf Weltreise
Warm eingepackt und mit Decken und etwas zu Futtern, gingen wir am Abend in einen kleinen Park am Hafen. Dort gab es ein kleines und überdies kostenloses Openairkino. Die Sterne funkelten am Firmament und die hell erleuchtete Skyline tauchte den Hafen vor uns in ein schummriges Licht.

Wo wir auch hinkommen: Clownfische!
Wir machten es uns auf dem Rasen auf unseren Decken gemütlich, picknickten und schauten dabei “Findet Nemo” an. Für unsere Reise, ein durchaus passender Film.
Noch in der selben Nacht ging die Reise weiter nach Nordosten, Richtung Canberra.
Bis bald…


Kommentare
Über die „Great Ocean Road“ im Goldrausch nach Melbourne — Keine Kommentare
HTML tags allowed in your comment: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>