Australien im Wohnmobil – „Bis zum Horizont…und noch viel weiter!“
Posted from Halls Gap, Victoria, Australia.
Nachdem wir auf Kangaroo Island bereits eine Riesenportion Tierwelt erleben durften, waren wir sehr gespannt, auch das Land kennenzulernen. Uns war klar, dass wir in der begrenzten Zeit, die wir haben, nur einen winzigen Bruchteil dieses Kontinents erkunden können. Deshalb wählten wir für uns den besten Kompromiss aus Landschaft – im wahrsten Sinne des Wortes – “erfahren” und Sightseeing. Der Südosten Australiens schien uns dafür bestens geeignet zu sein.
Wir haben uns in Adelaide ein 6-Personen Wohnmobil gemietet und hatten so die Möglichkeit, unabhängig von Flug- und Busplänen zu reisen und überall dort zu verweilen, wo wir uns wohlfühlten. Das Wohnmobil war in der Größenordnung eines 7,5t-Lastwagens und verfügte über alles Notwendige: Toilette, Dusche, Spüle, Herd, Kühlschrank und einen Spannungswandler, an dem wir unseren elektronischen Firlefanz wie Navi, Notebook, Handy, Kamera und iPod aufladen konnten. Ein 75-Liter-Wassertank für die Spüle und Dusche war mit an Bord. Trinkwasser führten wir zusätzlich noch mit, da das Leitungswasser meistens keine Trinkwasserqualität besaß. Oftmals wurde Grundwasser oder Regenwasser aus Zisternen verwendet. Da wir fast immer “wild” campen waren füllten wir den Wassertank bei jeder sich uns bietenden Gelegenheit wieder auf.
Insgesamt ist Süßwasser in Australien ein besonderes und geschätztes Gut, das bei weitem nicht überall in rauen Mengen zur Verfügung stand. Zudem war der vergangene Sommer sehr trocken, weshalb leider all zu oft die „öffentlichen“ Wasserhähne stillgelegt wurden. Vielerorts benötigte man auch einen Spezialschlüssel um die Wasserhähne zu öffnen oder sie hatten keinen Anschluss für einen Wasserschlauch. So nutzten wir die Tankstopps um sündhaft teuren Diesel und auch Wasser zu tanken. Einmal musste auch ein Touristen-Infocenter herhalten.
Im Supermarkt haben wir uns mit Lebensmittelvorräten eingedeckt und auf den Weg nach Mildura, östlich von Adelaide, gemacht. Wir wollten weg von der Küste, ins Landesinnere, und die unfassbare Weite des Landes erleben.

„Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter!“
Sehr schnell verschob sich unsere Wahrnehmung für Entfernungen, denn was auf der Karte zunächst wie ein Katzensprung aussah, entpuppte sich als mehrstündige Tour. Wer also vorhat ganz Australien mit einem Landfahrzeug beliebiger Bauart zu erkunden, sollte besser ein paar Jahre (!) Zeit mitbringen. Obwohl es der kleinste Kontinent ist, ist Australien immer noch riesig.
In Mildura ging es erst einmal auf einen “richtigen” Campingplatz nebst Stromversorgung und Wasseranschluss. So konnten wir die Batterien über Nacht aufladen und besagten Wassertank füllen. Außerdem gönnten wir uns alle noch eine lange warme Dusche, denn Wohnmobilduschen können bestimmt viel, aber sicherlich nicht mit Komfort überzeugen .
Kerstin und Götz schliefen in einem Stockbett am Ende des Fahrzeugs, während die Kinder sich zu Dritt das große Doppelbett über der Fahrerkabine teilten. Es war breit genug, so dass die Mädels quer darin schlafen konnten.

Zum Glück sind die Kinder noch sooo „kurz“!
So konnten wir ein kleines Doppelbett in der Fahrzeugmitte als Sitzplatz mit Tisch belassen und mussten nicht jeden Abend “umbauen”.
Bedingt durch die geringe Raumhöhe nannte Götz seine Koje scherzhaft Sarg, und dass sich der “Graf” in den Abendstunden in seine Gemächer zurückziehe. Er hat es überlebt und gut geschlafen haben wir allemal.
Nach Mildura ging es nach Süden Richtung “Grampians Nationalpark”. Während der Fahrt haben wir dann die Landschaften gefunden, die uns dieses unbeschreibliche Gefühl der schier grenzenlosen Weite dieses Kontinents vermittelt haben. Straßen, die endlos geradeaus bis zum Horizont verliefen. Kein Haus, kein anderes Fahrzeug, einfach nichts. So wundert es auch nicht, dass dieses postapokalyptische Szenario als Kulisse für einen Teil der “Mad Max”-Filme diente.
Unterwegs übernachteten wir unter anderem im “Hattah-Kulkyne Nationalpark”. Mutterseelenallein auf einer sandigen Lichtung direkt am Ufer des Lake Hattah.

Ruhe und Beschaulichkeit neu definiert
An einer Feuerstelle haben wir dann die Grillsaison 2014 eröffnet. Das bereitgelegte Holz war sooo unglaublich trocken, dass wir auch ohne Papier und Grillanzünder ein Feuer entfachen konnten. Ein Feuerzeuge genügte. Da aber die ganze Gegend so furztrocken aussah, haben wir stets darauf geachtet, das Feuer zu kontrollieren und es im Anschluss auch mit reichlich Wasser gelöscht. Schließlich wollten wir nicht in einem Buschfeuer übernachten .

…und Senf gab es auch!
Neben einer Feuerstelle, gab es zudem ein kleines Klohäuschen, das auf einem großen Kunststoffcontainer stand, der verborgen in der Erde lag. Spülung gab es keine und bei der Beleuchtung vertrauten die Erbauer auf Sonnenlicht. Wer also Nachts auf die Toilette ging, war stets mit Taschenlampe bewaffnet…auch wegen Schlangen, Spinnen und Skorpione, die uns aber einen Besuch schuldig blieben. Dass es aber von Tieren nur so wimmelte, konnten wir am nächsten Morgen an den Spuren im Sand ablesen.
In der Nacht bot sich uns ein Anblick, den man in Deutschland kaum noch findet. Dort, fernab jeglicher Siedlung und deren Lichter sahen wir einen Sternenhimmel von atemberaubender Schönheit. Götz war ganz in seinem Element (Achtung Nerd-Alarm!) und zeigte den Kindern die “Milchstraße” (unsere Galaxie), das “Kreuz des Südens” (Sternenmuster in der australischen Flagge), die große und die kleine “Magellansche Wolke” (Zwerggalaxien in der kosmischen Nachbarschaft), das Sternbild “Orion”, den Stern “Sirius” (hellster Stern am Nachthimmel), den Riesenstern “Wezen” alias “Delta Canis Major” (etwa 200 mal größer als die Sonne und damit eine der größten bekannten Sonnen der Milchstraße) und “Alpha Centauri” (mit “nur” 4,34 Lichtjahren Entfernung das uns am nächsten liegende Sternensystem (besteht aus drei Sonnen)). Außerdem konnten wir einen Blick auf unsere Nachbarplaneten Jupiter und Mars werfen.
Tags darauf fuhren wir weiter nach Süden und bereits aus der Ferne konnten wir die Berge des “Grampians Nationalparks” sehen, die sich majestätisch über die ausgedehnte Ebene erhoben. Wir fuhren durch Halls Gap in den Park und begaben uns gleichzeitig in das Tal der Ahnungslosen, denn die umgebenden Berge schirmten Handystrahlung (und den damit verbundenen Internetzugang) zuverlässig ab… irgendwie schön.
Wir blieben zwei Tage im Park und übernachteten auf sehr einfach eingerichteten Rastplätzen. Auch hier gab es nur Wasser aus Zisternen und die bereits oben erwähnte Toilettenkonstruktion. Wir genossen die Natur und freuten uns über die Kängurus, die in der Abenddämmerung friedlich neben dem Wohnmobil grasten.

Rasenmäher sind überbewertet.
Am Visitor Center des Parks füllten wir unseren Wasservorrat auf und die Kinder durften im benachbarten “Brambuk” Aborigine Center einen Bumerang mit Symbolen der Ureinwohner bemalen.

Lilli verziert ihren Bumerang mit Aborigine Symbolen
Außerdem erfuhren wir, wie die Felsformationen des Nationalparks in der Mythologie der Aborigine Traumzeit entstanden. Die Aborigines bewohnen diese Region seit mehr als 20.000 Jahren. Beleg dafür sind die uralten Felsmalereien der Ureinwohner, die sich an mehreren Stellen des Parks finden.
Bevor wir weiter fuhren, besuchten wir noch eine Aussichtsplattform im Norden des Parks.

Halls Gap und der Eingang zum Tal der Ahnungslosen
Zudem haben wir am südlichen Ende den Mount Abrupt (872m) bestiegen. Der zunächst gut befestigte Weg führte uns durch dichtes Buschland, bevor er in steile, felsige und kaum zu erkennende Pfade überging. Ein Erdrutsch zerstörte 2011 Teile des Weges und die Spur der Verwüstung ist auch heute noch deutlich sichtbar.

Der Erdrutsch hat Spuren hinterlassen
Dennoch haben wir die 6,5 km Wanderung gemeistert und wurden am Gipfel mit einem wundervollen 360° Rundumblick auf den Nationalpark und die angrenzenden Ebenen belohnt.

„Das ist ja wohl der Gipfel !?!“

Der Aufstieg hat sich gelohnt
Wir legten eine längere Rast ein und beobachteten drei Keilschwanz Adler, die sich von der Thermik getragen in großen Kreisen in den Himmel erhoben.

„When the last eagle flies…“
Scherzhaft meinte Götz zu Amelie, sie könne doch mal hier oben nach den Fußballergebnissen des VFBs schauen. Sie ließ sich nicht zweimal bitten und zu unser aller Überraschung hatte sie eine sehr gute Internetverbindung, die sie auch gleich für eine kurze Mitteilung (via “Whatsapp”) an ihre Freunde nutzte.

Hurra, Amelie ist wieder online!
Zurück am Wohnmobil nahmen wir Abschied vom “Grampians Nationalpark” und fuhren weiter nach Süden bis an die Küste nach Warrnambool.
Auf der Strecke hätten wir ja bei vielen Supermärkten unsere Vorräte auffüllen können, aber es sollte ein besonderer sein…

Fast wie Zuhause…aber nur fast
Tatsächlich gibt es in Australien über 270 ALDI-Filialen und entsprechend ist das Sortiment auf das australische Konsumverhalten abgetimmt. Weshalb wir leider vergeblich nach Maultaschen suchten.
In Warrnambool angekommen, stießen wir allerorts auf Verbotsschilder für wildes Campen. So fuhren wir schließlich auf einen großen freien Platz in einem Industriegebiet, ganz in der Nähe einer Bahnlinie. Kerstin konnte sich nur schwer mit unserem Parkplatz für die Nacht anfreunden und sollte mit ihren Bedenken zum Teil recht behalten. Denn was zunächst wie ein Rastplatz für LKW-Fahrer aussah, entpuppte sich am nächsten Morgen als großer Park&Ride Parkplatz. Dutzende PKWs standen um uns herum und wir kamen uns vor als hätten wir auf dem “Breuninger”-Parkplatz übernachtet. Mit etwas Rangieren bugsierte Götz das Wohnmobil unbeschadet vom Parkplatz.
Wir fuhren weiter nach Osten, zur “Great Ocean Road”. Sie gilt als eine der schönsten Küstenstraßen dieser Erde…
Bis bald…
Lieber Götz,
wenn ich Dich auf den Bildern anschaue, so komme ich immer wieder zu dem Schluss, dass die Weltreise Deine „Berufung“ ist…… Um die Welt reisen und Reiseberichte schreiben – ist das nicht eine Marktlücke, die Du bedienen könntest?
Liebe Frühlings-Grüße aus dem sonnigen, warmen Kraichgau (auch eine Reise wert ;))
Noëlle