Canberra – Eine kunstvolle und künstliche Hauptstadt
Posted from Canberra, Australian Capital Territory, Australia.
Die Zeit mit unserem Wohnmobil neigte sich dem Ende zu. Doch von Melbourne bis Sydney lagen noch etwa 900 Kilometer vor uns. Da wir noch der australischen Hauptstadt Canberra einen Besuch abstatten wollten, reisten wir ohne große Zwischenstopps weiter.
Ungewöhnlich war lediglich der Tankstopp in Tarcutta, einem Dorf direkt am Highway. Wir entdeckten dabei einen riesigen asphaltierten Platz, der nur von LKW-Fahrern genutzt wurde. Am Rand des Platzes gab es ein Gebäude mit einem halben Dutzend Toiletten und warmen Duschen. Diese waren kostenlos, frei zugänglich und sehr sauber. Scheinbar wissen das auch die LKW-Fahrer zu schätzen und gehen entsprechend pfleglich mit diesem Fernfahrer-Juwel um. Keine Graffitis, keine kaputten Spiegel, keine zersprungene Fliesen. Nach einer erfrischenden Dusche ging es weiter nach Canberra.
Wegen der großen Rivalität zwischen Sydney und Melbourne hatte man sich für eine Hauptstadt vom Reißbrett entschieden. Die Bauarbeiten begannen 1913, doch es dauerte noch bis 1927 bis Canberra sich offiziell Hauptstadt Australiens nennen durfte. Canberra liegt im mittelbaren Einzugsbereich der beiden Metropolen und ist zugleich weit genug von der Küste entfernt. Dies ist ein Umstand, der zur damaligen Zeit durchaus wichtig war, denn so war die Hauptstadt vor Angriffen durch Kriegsschiffe geschützt… heutzutage allerdings ein eher zu vernachlässigender Aspekt.
Mit etwa 360.000 Einwohnern ist Canberra die achtgrößte Stadt Australiens und erfreut sich eines stetigen Wachstums. Neben dem größten Arbeitgeber der Stadt – dem Staatsapparat – unterhält auch jedes größere Unternehmen, Organisation, Vereinigung oder ähnliches, eine Niederlassung in der Hauptstadt.
Die Stadt wurde großzügig konzipiert und es wurde viel Wert auf Grünanlagen gelegt, weshalb Canberra gelegentlich als “Bush Capital” bezeichnet wird. Die Bewohner gelten als gebildet und wohlhabend. Zu den Partnerstädten zählt unter anderen Atlanta, Peking und Versailles. Wir empfanden Canberra als einen schönen Flecken Erde, wenngleich es noch immer künstlich wirkt…wie ein bewohnter Stadtpark.
Wir statteten dem alten und dem neuen Parlamentsgebäude einen Besuch ab. Letzteres wurde 1988 eröffnet und löste das alte Parlamentsgebäude ab, das 61 Jahre lang als Provisorium diente…Merke: “Nichts hält länger als ein Provisorium!”

Schon das alte Parlamentsgebäude wurde stadtplanerisch inszeniert
Australiens Staatsform entspricht weitestgehend der Britischen. Es gibt ein Repräsentantenhaus (“House of Commons“), ein Senat (“House of Lords”) und sogar das Staatsoberhaupt ist (zumindest zur Zeit) Queen Elisabeth II. Bei einer Führung durch das Gebäude konnten wir die Räumlichkeiten der Staatsmacht besichtigen. Dabei wurde die Ähnlichkeit mit dem britischen Vorbild noch deutlicher. Wie in London dominiert auch hier die Farbe grün im Repräsentantenhaus und rot im Senat. Zudem wurden für die Parlamentssitzungen viele Riten und Prozedere aus England übernommen.

Irreführend – der Fahnenmast wiegt 200 Tonnen, ist 81 Meter hoch und die Flagge ist halb so groß wie ein Tennisplatz
Derweil beherbergt das neue Parlamentsgebäude einen besonderen Kulturschatz. Wir durften einen Blick auf die Mutter aller Verfassungen, die “Magna Carta” aus dem Jahr 1297, werfen. Der Gesetzestext wurde 1215 erarbeitet und 1297 in seine endgültige Form gebracht. Einst wurde für jede englische Grafschaft eine Kopie angefertigt und jeweils vor Ort öffentlich verlesen. Weltweit existieren nur noch vier (!) der Originale von 1297. Zwei befinden sich in London, eine in Canberra und eine Kopie wurde von David Rubenstein 2007 bei Sotheby’s für 21,3 Millionen Dollar ersteigert. Rubenstein war Berater des ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter
und überließ seine “Magna Carta” dem amerikanischen Nationalarchiv in Washington D.C. als Dauerleihgabe. Zumal die amerikanische Verfassung in großen Teilen auf den Gesetzestexten der “Magna Carta” sowie der britischen “Bill of Rights” basiert.

Die Magna Carta – Ein millionenschwerer Kunstschatz
Das alte Parlamentsgebäude wird heute als Museum genutzt. Im Rahmen einer Sonderausstellung konnten die Kinder an einer “Spielzeug-Demo” teilnehmen. Puppen oder Action-Figuren wurde mit Protestschildern versehen, auf denen die Kinder unzensiert ihre Meinung kundtun konnten.

Wir haben die Erde nur von unseren Kindern geliehen
Kerstin hat sich über eine Figur besonders gefreut…vermutlich weil sie ihrem Mann so ähnlich sieht, oder war es etwa doch wegen des Schildes?!?

Gebärdensprache steht auch bei Actionfiguren hoch im Kurs
Eine wahre Zeitreise konnten die Kinder unternehmen. So gab es eigens für die jungen Besucher eine Art Kleiderkammer, mit europäisch geprägter Kleidung und Accessoires der letzten 200 Jahre. Unsere Mädels verkleideten sich nach Herzenslust und kombinierten gerne auch mal unterschiedliche Epochen.

Lilli hat sich chic gemacht…das werden noch harte Zeiten für Götz.
Mit der Queen als Oberhaupt durfte auch selbstverständlich ein prunkvolles “Prinzessinnen Kleid” nicht fehlen…

Elisa macht auch als Prinzessin eine gute Figur
Derweil gab es noch am selben Abend eine Lichtershow bei den Parlamentsgebäuden zu bestaunen. Gigantische Diaprojektoren verwandelten die Außenfassaden in Leinwände und zauberten bunte Meisterwerke an die ehrwürdigen Mauern. Gekonnt wurde dabei die Architektur in die jeweiligen Gemälde und Zeichnungen integriert.

Kunterbunte Kunst auf einer riesigen Leinwand
Müde schlugen wir auf dem Parkplatz des nahegelegenen Yachthafens unser Nachtlager auf, denn am nächsten Morgen wollte Götz bei Zeiten aufstehen. Im Morgengrauen sollte ein Heißluftballon von der Grünfläche bei den Parlamentsgebäuden starten. Tatsächlich erhoben sich mehr als ein Dutzend bunte Ballons in die Luft.

Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt
Nach kurzem Steigflug (oder –fahrt???…Was sagen die Ballonfahrerexperten?) sanken – auf Höhe des Sees – einige Heißluftballons bis fast zur Wasseroberfläche herab.

Ballonfahrer tragen oft Badehosen und Gummistiefel
Ein kurzer Feuerstoß beendete den Sinkflug und die Gondeln glitten knapp über dem Wasser dahin. Wenig später begannen die Ballons wieder zu steigen. Sie schwebten geräuschlos über die Dächer der Stadt hinweg, einem prächtigen Regenbogen entgegen…

…und am Ende des Regenbogens ist ein Topf voller Gold…
Bevor wir unsere Reise nach Sydney fortsetzten, besuchten wir noch das “National Museum Australia”. Das Museum überzeugte weniger mit einer unüberschaubaren Anzahl als vielmehr mit einer gelungenen Auswahl an Exponaten. So wurde zu vielen Ausstellungsstücken eine Geschichte erzählt, die gekonnt die Vielfalt des fünften Kontinents wiederspiegelt.

Die Wohn- und Arbeitsstätte eines Scherenschleifers, der in diesem Gefährt ganz Australien bereiste
Danach ging es zurück auf den Highway Richtung Sydney.
Bis bald…


Hallo Ihr Lieben!
Auch wenn ich erst jetzt wieder hier schreibe, schaue ich ständig hier rein, um zu sehen was ihr so tolles wieder erleben dürft! ABER ich freue mich schon sehr, wenn ihr wieder da seid : ))) . Kerstin, nun sind Osterferien und da fehlt mir doch glatt unser Frühstück! Drücke euch und bis bald, suzana&lazar