One night in Bangkok…maybe more
Posted from Bangkok, Bangkok, Thailand.
Um die thailändische Hauptstadt ranken sich unzählige Gerüchte und Mythen. Für die Einen ist sie die Perle Südost Asiens und für die Anderen wird sie im gleichen Atemzug genannt, wie Sodom und Gomorra. Wir waren bereit, es herauszufinden.
Zunächst galt es allerdings unsere Unterkunft, für die Erste Nacht zu finden. Kerstin hat ein günstiges Hotel, gerade mal zwei Kilometer vom Flughafen (Don Mueang) entfernt, ausfindig gemacht. Was für uns wie ein Klacks für jeden Taxifahrer klang, sollte sich als mittlere Odyssee erweisen. Schon als wir dem Taxifahrer das iPad in die Hand drückten, damit er die Adresse in thailändischer Schrift lesen konnte, hätten wir stutzig werden müssen. Denn erst als Götz die Schriftgröße auf “Daumendick” stellte, nickte er wissend…und hatte doch keinen Plan. Nachdem sich das Taxi in Bewegung setzte und der Fahrer immer noch keine Brille auf der Nase hatte, gab Götz die Ansage:”Anschnallen!”
So gurkten wir tatsächlich im “Blindflug” durch Bangkoks Straßen. Und dennoch waren wir ungefähr in die richtige Richtung unterwegs. Wie sich später herausstellte, konnte der gute Mann vermutlich nicht lesen und hat sich stattdessen an dem kleinen Kartenausschnitt der Buchungsbestätigung orientiert, auf dem das Hotel und ein Teil des Flughafens eingezeichnet war. Nachdem wir dutzende Nebenstraßen abgeklappert haben, mehrmals gewendet und vier mal Passanten gefragt haben, hatte Kerstin die zündende Idee. Auf dem iPad befindet sich ein Navigationssystem, das zum Glück auch über Kartenmaterial von Thailand verfügt. Leider konnte das Navi aber nichts mit der Adresse des Hotels anfangen. Wir kombinierten daraufhin das Muster der Straßenzüge auf der Buchungsbestätigung mit der Straßenkarte des Navis und lotsten so den Taxifahrer mit Händen und Füßen – denn er sprach ungefähr soviel Englisch wie Elisa Rumänisch – zum Ziel. Vor Ort erfuhren wir dann, dass es wohl sehr viele Taxifahrer gibt, die das Hotel nicht kennen. Dies führt zwangsläufig zu Schwierigkeiten, wenn man das Hotel wieder mit einem Taxi verlassen möchte. In diesem Fall läuft jemand vom Hotel zur nächsten Hauptstraße, steigt dort in ein Taxi und geleitet es zum Hotel. Dieser Service kostet 50 Baht (etwa 1,10 €) extra. Dafür bekommt man bereits eine Mahlzeit.
Das Hotel war nur ein Zwischenstopp, denn noch war unklar, ob wir direkt nach Chiang Mai mit dem Bus weiterreisen oder doch Sylvester in Bangkok verbringen. Wir entschieden uns für Bangkok. Kerstin machte ein nettes Hotel ausfindig, das mehr im Stadtzentrum liegt und eine günstige Verkehrsanbindung (BTS und Wassertaxi) hat. Wir buchten zunächst drei Nächte, um dann am 1. Januar 2014 nach Chiang Mai weiterzureisen, so dachten wir zumindest…
Wir beschlossen für den Weg in die Bangkoker Innenstadt auf ein Taxi zu verzichten und liefen mit Sack und Pack die zwei Kilometer zurück zum Flughafen. Dort stiegen wir in einen “Regional Express”, der uns mit nahezu Lichtgeschwindigkeit zum Hauptbahnhof in Bangkok brachte.

Regional „Express“ in Bangkok
Vermutlich wäre eine Eselskarre mit einem dreibeinigen Langohr als Zugtier schneller gewesen. Gleichwohl hat uns das Zugticket nur 25 Baht (0,55 €) gekostet…wohlgemerkt für alle zusammen. Zudem löste der Zugbetreiber das Klimaanlagen-Problem deutlich cleverer als die Deutsche Bahn. In allen Wagons hingen mehrere Ventilatoren von der Decke, alle Fenster waren weit geöffnet und sämtliche Türen blieben während der Fahrt offen. Anders als in Deutschland, geht man offenbar hier davon aus, dass niemand ebenso unachtsam wie dämlich ist, um aus dem Zug zu fallen. Und wenn doch, so entfernt er seine Gene selbst aus dem Genpool. Ein klassischer Fall von Bahntrassen Darwinismus.
Überdies boten fliegende Händler während der Fahrt ihre Waren feil. Getränke, Obst, Reis mit Curry oder auch Knabberzeugs war im Angebot und wechselte zu fairen Preisen den Besitzer. Hier musste sich niemand zum Speisewagen durchkämpfen.
Eine weitere Besonderheit bei Bus- und Bahnfahrten ist das Verhalten von Erwachsenen gegenüber Kindern. Hier stehen Erwachsene auf und bieten – sehr zur Freude von Elisa und Lilli – ihren Sitzplatz den Kindern an. Ein Verhalten, das wir übrigens auch in Malaysia beobachten konnten.
Während der Fahrt fiel Götz auf, dass die Kontaktemailadresse des Hotels “heinz@…” lautet. Erneut landeten wir – diesmal unabsichtlich – in einem “deutschen” Hotel. Wir hatten ein Familienapartment gebucht, das neben den beiden Schlaf- und Badezimmern noch ein Wohn- und ein Esszimmer umfasste. Viel Platz also zum Ausbreiten…und Schulaufgaben machen. Die Zimmer waren sauber und das gut besuchte Restaurant im Erdgeschoss hat leckere thailändische Gerichte zu angemessenen Preisen auf der Speisekarte. Wir haben uns sehr schnell an diese Annehmlichkeiten gewöhnt und das Hotel erwies sich als idealer Ausgangspunkt für Sightseeing Trips in die gesamte Innenstadt.
Noch am selben Tag (Sonntag) ging es zum Chatuchak Weekend Market. Wir wurden bereits im Vorfeld gewarnt, dass dieser Markt riesig sei und man sich schnell mal verlieren könne. Wenn man etwas sieht, das man gerne haben möchte, solle man es zudem auch gleich kaufen. Denn die Wahrscheinlichkeit, eben jenen Stand wieder zu finden, gehe gegen Null.

Emsiges Treiben auf dem Chatuchak Weekend Market
Wie sich herausstellte, war mit “riesig” nicht die Fläche als vielmehr das Angebot gemeint. Auf gerade mal 1,13 Quadratkilometern reihen sich dicht an dicht mehr als 10.000 (!) Verkaufsstände. Wo kein Stand steht tummeln sich 200.000 bis 300.000 Besucher und feilschen um die Wette. Damit gilt der Chatuchak Weekend Markt als “größter” Markt seiner Art weltweit. Angeboten wird alles von Klamotten, Kunsthandwerk, Haushaltswaren, Möbel und Zeitschriften über Haustiere, Uhren, Antiquitäten und Souvenirs bis hin zu Spielwaren, Pflegemittel, Kleinelektronik und Automobilzubehör. Zudem finden sich alle paar Meter kleine Stände mit Essbarem in allen Variationen (Steak, Pizza, Reis- und Nudelgerichte, Süßkram und frittierte Insekten). Vermutlich fehlt in der Aufzählung immer noch mehr als die Hälfte, aber das würde wohl den Rahmen sprengen. Nach drei Stunden haben wir gerade mal eine große Runde geschafft und obwohl wir nur einen Bruchteil gesehen haben, waren wir begeistert.
Am nächsten Tag besuchten wir den Tempelkomplex Wat Arun (“Temple of Dawn”) jenseits des Flusses. Zunächst mussten wir mit einem Wassertaxi einige Station stromaufwärts fahren. Die Wassertaxis sind stets gut Besucht. Gleiches gilt auch für Fähren, die regelmäßig ans andere Ufer wechseln. Der Fluss ist nicht so eine stinkende Kloake wie befürchtet. Klar möchte man nicht darin baden, aber immerhin gedeihen darin Fische von beachtlicher Größe. Außerdem fahren zum Müll sammeln ganze Heerscharen an kleinen Booten über den Fluss und kehren mit “reicher Beute” in ihren Heimathafen zurück. Daneben verkehren noch Privat-Fähren der großen Hotels, Frachtschiffe und unzählige Longboats. Letztere werden oftmals von einem LKW-Diesel angetrieben und transportieren meistens Touris den Fluss rauf und runter. Alles in allem ist der Chao Phraya Fluss eine wichtige Verkehrsader und steht im Verkehrsaufkommen dem Straßenverkehr in nichts nach.

Longboat auf dem Chao Phraya Fluss: Hubraum ist durch nichts zu ersetzen!
Wat Arun ist einer der bedeutendsten Tempel in Bangkok. Die Anlage besteht aus mehreren Gebäudeteilen, die über und über mit buntem chinesischem Porzellan verziert sind. Mehr als eine Millionen Mosaikteile wurden gezählt. Zudem beherbergen die verschiedenen Schreine heilige Reliquien, wie beispielsweise die Haare des ersten Buddha Siddhartha Gautama. Der Legende nach soll Siddhartha sich sein Haar mit einem Schwert abgeschnitten haben, als er beschloss ein Wanderasket zu werden. Eben jenes Haar wurde vom Gott Sakka (Indra) aufgefangen. Er baute um die Haare die Chulamani-Pagode…zu finden in Wat Arun.

Der heilige Bezirk von Wat Arun
Unterdessen befindet sich noch das Grab von König Phutthaloetla (Rama II) in diesem großen Tempelkomplex. Das zentrale Gebäude Phra Prang kann über außen liegende Treppen erklommen werden. Sie definieren den Begriff “steile Treppe” neu…
Für den Heimweg nahmen wir das wohl bekannteste Verkehrsmittel Bangkoks, dessen Motorgeräusch schon alles Verrät:“…Tuk…Tuk…“. Die oftmals gasbetriebenen Dreiräder finden sich in jeder noch so verwinkelten Ecke der Metropole. Die Kosten für die Fahrt kommen denen eines herkömmlichen Taxis (das klimatisiert, bequemer und sicherer ist) gleich. Der Spaßfaktor ist aber nicht zu toppen. Normalerweise werden zwei bis drei Fahrgäste befördert. Mit gutem Willen gehen aber auch fünf .

Openair-Fahrspaß im Tuk Tuk
Ausgeruht ging es tags darauf zum “Großen Palast”. Da er zu den Top-Sehenswürdigkeiten in Bangkok zählt, waren die Besucherströme entsprechend gewaltig. Dank Götz Kollegen Marcus waren wir bestens vorbereitet und haben uns entsprechend “züchtig” gekleidet. Schultern und Knie sollen bedeckt sein, hieß es. Am Eingang konnten wir uns gleich davon überzeugen, dass das eine gute Idee war. Dutzende Touris wurden von aufmerksamen Palastangestellten zurückgepfiffen und in unglaublich Schicke Pluderhosen gesteckt und/oder mit zeitlosen Umhängen aufgehübscht .
Nachdem die Birmanen 1767 die alte Hauptstadt Ayutthaya und den dortigen Königspalast dem Erdboden gleichgemacht haben, verlegte fünf Jahre später General Taksin die Hauptstadt weiter südlich nach Thonburi (Westufer des Chao Praya). 1782 erbaute dann König Rama I den neuen Königspalast und damit den Regierungssitz am Ostufer, im Fischerdörfchen Bang-Kok (“Dorf der Wildpflaume”). Als Vorlage diente der “alte” Königspalast in Ayutthaya. Gleichzeitig bekam die neue Hauptstadt auch einen neuen Namen, der mit 168 lateinischen Buchstaben der längste Ortsname der Welt ist. In thailändischer Schrift wird das ohne Leerzeichen, Punkt und Komma mit 139 Schriftzeichen geschrieben.
Hier nun der vollständige zeremonielle Name Bangkoks…
“Krung Thep Mahanakhon Amon Rattanakosin Mahinthara Ayuthaya Mahadilok Phop Noppharat Ratchathani Burirom Udomratchaniwet Mahasathan Amon Piman Awatan Sathit Sakkathattiya Witsanukam Prasit”
…zu Deutsch etwa…
“Stadt der Engel, große Stadt und Residenz des heiligen Juwels Indras, uneinnehmbare Stadt des Gottes, große Hauptstadt der Welt, geschmückt mit neun wertvollen Edelsteinen, reich an gewaltigen königlichen Palästen, die dem himmlischen Heim des wiedergeborenen Gottes gleichen, Stadt, die von Indra geschenkt und von Vishnukarm gebaut wurde.”
Die Kurzform lautet “Krung Theb” (“Stadt der Engel”), oder schlicht Bangkok.
Der Königspalast ist etwas mehr als 2,5 Quadratkilometer groß und in verschiedene Gebäudekomplexe aufgegliedert. Seit bestehen wird der Königspalast erweitert, umgebaut, renoviert und teilweise abgerissen. Der älteste und gleichzeitig wichtigste Gebäude stammen aus der Zeit Rama I (1737-1809). Darunter auch die Krönungshalle, die bereits für die Krönungsfeierlichkeiten Rama I genutzt wurde und in der seit damals alle Könige Thailands gekrönt wurden.
Zudem befindet sich dort auch der königliche Tempel Wat Phra Kaeo, dessen wichtigste Reliquie der “Smaragd Buddha” ist. Er ist Thailands Nationalheiligtum schlechthin und kann auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. Anders als der Name vermuten lässt, besteht die 66 Zentimeter große Buddha Abbildung nicht aus Smaragd, sondern aus Jade. Er thront auf einem vergoldeten, reich verzierten Sockel in elf Metern Höhe, flankiert von zahlreichen weiteren Buddha Statuen und Königsskulpturen.

Nationalheiligtum Smaragd Buddha
Das genaue Alter des Smaragd Buddhas ist unbekannt. Der Sage nach wurde er in grauer Vorzeit von Hindu Göttern geschaffen. Er gelangte über die Jahrhunderte hinweg über Sri Lanka, Java, Myanmar und Angkor nach Thailand. Dort ging er zunächst verschollen.
Eine Chronik berichtet dann von seiner Wiederentdeckung 1434 in Chiang Rai (Nordthailand), wo er zwei Jahre verblieb. Da Ihm magische Kräfte nachgesagt wurden, nach denen er Epidemien abwenden könne und seinem Besitzer zu Wohlstand verhelfe, sollte er auf Geheiß der damaligen Herrscher nach Chiang Mai (Nordthailand) gebracht werden. Die Transport-Elefanten entschieden sich jedoch anders und so gelangte die heilige Reliquie für 32 Jahre nach Lampang (Nordthailand). Schließlich gelangte er 1486 doch noch nach Chiang Mai und sollte dort 83 Jahre verbleiben.
In den politischen Wirren des Jahres 1551 landete das Kleinod dann zunächst in Luang Prabang (Laos) und später in Vientiane (Laos). Dort hielt es der Smaragd Buddha volle 214 Jahre aus. Der spätere König Rama I, eroberte 1778 die laotische Hauptstadt Vientiane und brachte als Kriegsbeute den Smaragd Buddha in einem Triumphzug nach Bangkok. Im oben genannten Wat Arun musste er dann weitere sechs Jahre verweilen, bevor er schließlich seinen jetzigen Standort im königlichen Tempel erreichte.
Direkt neben dem Großen Palast gibt es – oh Wunder- noch einen Tempel. In der Tempelanlage Wat Po durften wir den berühmten liegenden Buddha und das Königsgrab Rama I bewundern. Darüber hinaus gilt die Thai Massage im Wat Po Tempel als “Mutter aller Thai Massagen”.

Der liegende Buddha von Wat Po
Da wir uns jedoch immer noch in diesem unerschöpflichen Touristenstrom befanden, wurden wir förmlich durch die Anlage “gespült”. Dabei ging viel vom Charme und der Atmosphäre verloren. Lust auf Massenabfertigung bei der Thai Massage hatten wir auch nicht. So blieb nur ein kurzes Eintauchen in den Zauber dieses Ortes.
Noch in der selben Nacht stand uns der Wechsel ins Jahr 2014 bevor. Weil die Kinder ohne murren diesen anstrengenden Tag tapfer durchgehalten haben, durften sich die Mädels mit Knabberzeugs und Süßkram bewaffnen und schauten “Die Feuerzangenbowle” mit Heinz Rühmann. Das Gelächter von Amelie, Lilli und Elisa zeigte, dass mancher Humor einfach zeitlos ist.
Wenige Minuten vor Mitternacht ging es dann ab auf die Straße. Wer jetzt allerdings ein gewaltiges Feuerwerk erwartete, das Bangkok in seinen Grundfesten erschüttert, wurde enttäuscht. In Thailand ist – ganz im Gegensatz zum chinesischen Neujahrsfest – das westliche Neujahr einfach unwichtig. Dennoch haben insbesondere die 5-Sterne Hotels für ihre Gäste ein beachtliches Feuerwerk inszeniert. So konnten wir bei sommerlichen Temperaturen dann doch noch “fast wie Zuhause” Silvester feiern.

Happy New Year!
Zurück im Hotel ließen wir die vielfältigen Eindrücke Bangkoks auf uns wirken und beschlossen, unseren Aufenthalt zu verlängern. Weitere zwei Tage sollten folgen.
Bis bald…und ein gutes neues Jahr 2014
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