Wellington – Neuseelands politisches Epizentrum
Posted from Wellington, Wellington, New Zealand.
Nach etwas mehr als drei Stunden landeten wir in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington. Etwa 500.000 Menschen leben in der Metropolregion. Wir hatten Glück und bekamen noch ein Zimmer in Wellingtons Jugendherberge. Sie gilt als beste Jugendherberge des Landes und besticht durch die moderne Ausstattung, komfortable Zimmer und die hervorragende Lage im Herzen der Stadt.
Doch auch hier wurden wir mit einem ganz alltäglichen Problem konfrontiert. Ein Problem, das es wohl in jeder Jugendherberge des Planeten gibt: STUMPFE MESSER! Wir haben es (leider) oft probiert, aber Tomaten und Zwiebeln mit einem stumpfen Messer zu schnippeln, macht einfach keinen Spaß. Rambo hat das mit seinen Reiseutensilien deutlich besser gelöst. Wer täglich kocht benötigt aber nicht nur Messer auch große Töpfe, Pfannen und Siebe erfreuten sich großer Beliebtheit. So gingen wir allabendlich auf die Pirsch, schlichen durch die Küche und hielten Ausschau. Häufig mussten wir improvisieren. Da wurde dann schon mal ein Schneidebrett als Deckelersatz auf einen Topf gelegt um Nudeln abzugießen. Zudem macht sich so ein Topf auch prima als Salatschüssel.
Wer also Lust hat, die Jugendherbergen/Hostels dieser Welt zu bereisen, sollte ein scharfes Messer mitbringen und mit etwas Phantasie geht auch der Rest ganz gut…sofern man kochen kann.
Selbstverständlich gabs in Wellington außer Küchen noch mehr zu sehen. Unweit unseres Domizil befindet sich das Nationalmuseum von Neuseeland, das „Tepapa“. Der Begriff kommt aus der Sprache der Maori, den Ureinwohnern Neuseelands. Er bedeutet soviel wie „Der Ort der Schätze dieses Landes“. Für ein Nationalmuseum gibts wohl kaum eine treffendere Bezeichnung.
Auf mehreren Etagen gewähren unterschiedlichste Multimedia-Installationen tiefe Einblicke in die Geschichte Neuseelands und deren Ureinwohner. Obgleich Australien quasi vor der Haustür liegt geht die Maori-Kultur auf polynesische Stämme zurück, die etwa 4000 v.Chr von China aus kommend Taiwan und die Philippinen besiedelten. Etwa 1000 v.Chr. erreichten die mutigen Seefahrer Französisch Polynesien und schließlich 400 n.Chr. Hawaii und die Osterinseln. Danach sollte es noch bis 1280 n. Chr. dauern, ehe die ersten Polynesier ihren Fuß auf das abgelegene Neuseeland setzten.
Der niederländische Entdecker Abel Janszoon Tasman, der – oh Wunder – auch Tasmanien entdeckte, schaffte es 1642 dann ebenfalls nach Neuseeland. Sein Besuch stieß allerdings auf wenig Gegenliebe. Seine Männer holten sich eine blutige Nase, woraufhin er wieder abzog, die Landungsstelle „Mörderbucht“ taufte und niemals nach Neuseeland zurückkehren sollte. Erst Captain Cook sollte 1769 die Inselgruppe „neu“ entdecken. Zwischen 1800 und 1840 brachten nachfolgende Siedler und Händler Musketen nach Neuseeland, die auf unterschiedlichsten Wegen in die Hände der Eingeborenen fielen und zu sehr blutigen Auseinandersetzungen unter den Maori-Stämmen führten. Zudem durften sich die Maoris mit neuen Krankheiten wie Grippe, Masern, Pocken, Tuberkulose und Typhus herumschlagen. Diese blutige Ära der Besiedelung überlebten lediglich 70 000 Maoris. 1840 erklärte die Britische Krone Neuseeland zur Kolonie. Durch Enteignungen folgten weitere kriegerische Auseinandersetzungen. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts begannen die Maoris, sich gegenüber der westlichen Kultur zu öffnen. Die Ureinwohner gewannen an politischem Einfluß. Nach mehr als 20 Jahren Verhandlungen einigten sich im Jahr 2008 die Regierung und sieben Maori-Stämme auf eine umfassende Entschädigung. Durch den Vertrag wurden diese Stämme zu den größten Waldbesitzern Neuseelands.
Mittlerweile ist die Maori-Kultur in der Gegenwart angekommen. Neben Englisch und der neuseeländischen Gebärdensprache ist Maori offizielle Amtssprache und wird in der Schule unterrichtet. Die Sprache ist allgegenwärtig und tätowierte Gesichter gehören zum Alltag.
Bedingt durch die geografische Lage spielt auch das Leben am und auf dem Meer eine wichtige Rolle. Der Ozean birgt ganz besondere Wunder. Eines davon gibt es im „Tepapa“ zu bestaunen, ein Koloss-Kalmar. Es handelt sich dabei um das einzige vollständige Exemplar der gewaltigen Meeresräuber, die in alten Zeiten Stoff für zahlreiche Legenden und Seemannsmärchen waren.
Der weibliche Kalmar (Mesonychoteuthis hamiltoni), bringt 495 Kilogramm auf die Wage und misst 4,2 Meter Länge und das ist nur der Tubus (ein einziger frittierter Tintenfischring könnte wohl eine Großfamilie satt machen). Zusammen mit den acht relativ kurzen Fangarmen und zwei mit Hakenkrallen bewehrte Tentakeln erreicht der flinke Meeresbewohner eine Gesamtlänge von etwa 13 Metern. Zudem hat der Koloss-Kalmar den vollen Durchblick. Mit einem Durchmesser von 27 Zentimetern hat er die größten bekannten Augen. Zum Vergleich: ein Basketball hat einen Durchmesser von etwa 24 Zentimetern.
Ein weiteres maritimes Superlativ ist das begehbare Herz eines Blauwals. Nun zumindest kann man darin klettern und krabbeln…
Ein Museum zum Anfassen ist das „Tepapa“ auch im Bereich Vulkanismus. In einem möblierten „Erdbebenhaus“ konnten wir simulierte Erdstöße erleben und Hand an Vulkangestein legen.
Als wir das „Tepapa“ verließen, wurde das Wetter zunehmend ungemütlicher. Der Cyclon Lusi schickte seine Vorboten voraus. Im Laufe der Nacht sollte der Sturm über Wellington hinwegziehen. Gegen 23 Uhr hielt es dann Götz auch nicht mehr in der Jugendherberge. Er ging in den nahegelegenen Hafen und ließ sich den Wind um die Nase wehen. Sturmböen mit 115 km/h und ein Schwung voll Regen konnten ihn nicht schrecken. Mit rosigen Wangen, einem Grinsen im Gesicht und dem Blick eines zehnjährigen Lausejungen kam er zurück.
Am nächsten Tag erkundeten wir noch die Stadt und fanden auf einem Hügel die Mutter aller Kletterbäume…
Wenig später ging die Reise weiter. Entlang der noch immer sturmgepeitschten Küste…
…führte uns unser Weg nach Norden zum Tongariro National Park, in das Herz „Mordors“!
Bis bald…
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