Cineastischer Wahnsinn in Hobbiton
Posted from Matamata, Waikato, New Zealand.
Noch immer befanden wir uns auf den Spuren Frodos, dem Helden der „Herr der Ringe“-Trilogie. Glücklich, Saurons Reich mit heiler Haut entkommen zu sein, zog es uns ins beschauliche Auenland. Unser Ziel war das Hobbitdorf „Hobbiton“ (im Deutschen „Hobbingen“), zwischen Cambridge und Matamata. Götz hatte in den Wochen zuvor „Der kleine Hobbit“ als Gutenachtgeschichte vorgelesen. Die Kinder waren sichtlich gespannt auf Bilbo Beutlins Heimat.
„Hobbiton“ ist die einzige erhaltene Freiluft -Filmkulisse der „Herr der Ringe“-Dreharbeiten. Der schlaue Farmer, auf dessen Grund die Kulisse gebaut wurde erkannte, dass sich mit „Herr der Ringe“-Touristen gut Geld verdienen lässt und bat Regisseur Peter Jackson, die Kulissen nicht abzureißen.
Auch Jackson sollte davon profitieren, standen doch die Kulissen Jahre später dann auch für die Dreharbeiten zu „Der Hobbit“ zur Verfügung. Jedenfalls verdient sich der Farmer mit seinen Touren durch das Hobbitdorf wahrlich eine goldene Nase. Wir haben zu fünft rund 130 € liegen lassen. Wenn man bedenkt, dass täglich mehrere Busladungen voller Touristen ankommen…
Bei der Führung erfuhren wir allerlei Absurdes über das Filmgeschäft und wie ein pedantischer Regisseur ohne mit der Wimper zu zucken, eine Kostenexplosion verursachen kann. Beispiele gefällig?
Zunächst wurden 44 Hobbithöhlen samt Vorgärten, Zäunen und Deko in die Hügellandschaft einer Schafweide gepflanzt. Viele der Höhlen waren im Film überhaupt nicht zu sehen und wurden nur „Just in case…“ gebaut.
Zum Filmset führten keinerlei Straßen und mancher Hügel hatte auch nicht die gewünschte Form. Kein Problem für Peter Jackson. Mit Hilfe einer Pionier-Kompanie der neuseeländischen Armee wurden Straßen angelegt, gewaltige Erdmassen bewegt und ein künstlicher See angelegt.
Der Baum über Bilbo Beutlins Höhle wurde zunächst an anderer Stelle gefällt, zerlegt und Stück für Stück im Filmset wieder zusammengebaut. Die 200.000 Blätter stammen aus Fernost und wurden einzeln auf dem holzigen Gerippe angebracht. Als später dann „Der Hobbit“ gedreht wurde, der chronologisch vor „Herr der Ringe“ spielt, wurde der „alte“ Baum abgerissen und durch eine Stahl/Silikon-Konstruktion ersetzt. Der „neue“ Baum musste natürlich kleiner sein, da er ja im Film „Der Hobbit“noch nicht so alt war wie bei „Herr der Ringe“. Kostenpunkt für diesen Baum-Hokuspokus: rund eine Millionen Dollar!
Als der Magier Gandalf nach „Hobbiton“ kam, fuhr er mit seiner Kutsche an Pflaumenbäumen vorbei. Blöd nur, dass am Set Apfelbäume den Wegrand zierten. Peter Jackson ließ kurzerhand alle Äpfel ernten und stattdessen Pflaumen an die Bäume hängen…achja, die Bäume waren lediglich für drei Sekunden im Hintergrund zu sehen! Wer sich also schon immer gewundert hat, wie die Produktion eines Films mehrere hundert Millionen Dollar verschlingen kann…
Abseits dieser aberwitzigen Geschichten erfuhren wir auch den einen oder anderen Kniff aus dem Filmemacherbusiness. Beispielsweise sitzen in einer Szene Bilbo und Gandalf auf der Bank vor Bilbos Höhle, rauchen Pfeife und beobachten den Sonnenuntergang.
Tatsächlich lässt sich von der Bank aber nur der Sonnenaufgang beobachten. Ergo wurde der Sonnenaufgang gefilmt und rückwärts abgespielt…voilà Sonnenuntergang! Acht mal musste das Kamerateam zeitig aus den Federn, bis der gewünschte „Sonnenuntergang“ dabei war.
In Tolkiens Meisterwerk wurden Hobbits im Vergleich zu Menschen als recht klein beschrieben. Um diesen Umstand mit überschaubarem Aufwand auf Zelluloid zu bannen, wurden einige der Höhlen etwa 30 Prozent kleiner gebaut als andere. Hobbits wurden daraufhin vor „normalen“ Höhlen gefilmt, während Menschen die kleineren Höhlen im Hintergrund hatten. Menschen wirkten dadurch deutlich größer.
Abschließend sollte man noch erwähnen, dass außer der „Hobbiton“-Dorfkneipe – „Green Dragon“ – die Hobbithöhlen lediglich für die Außenaufnahmen genutzt wurden.
Die Aufnahmen im innern der Höhlen entstand in einem Studio in Wellington.
Mit dem Besuch in „Hobbiton“ setzten wir einen Haken hinter J.R.R. Tolkiens fantastische Welt Mittelerde. In irdischen Gefilden ging für uns die Reise weiter nach Whitianga zum Hot Water Beach.
Bis bald…
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