Schneetreiben im Schatten der Mammutbäume
Posted from Sequoia National Park, California, United States.
Nachdem wir das trocken-heiße Wüstenklima des Death Valley hinter uns gelassen haben, übernachteten wir in einem Motel in Ridgecrest. Das Americas Best Value Inn erfüllt äußerlich alle Klischees eines Motels…
…Gott sei Dank wurden aber nicht alle Klischees erfüllt und so freuten wir uns über eine saubere und moderne Inneneinrichtung. Für uns als Durchreisende völlig ausreichend. Nach einem sehr einfachen Frühstück mit Toastbrot, Honig und Erdnußbutter ging es auch schon wieder auf den Highway. Die Straße war noch etliche Meilen zu beiden Seiten von einer Prärielandschaft gesäumt, die vereinzelt mit den typischen Joshua Trees gespickt war.
Die Wüste hinter uns lassend, lockten uns die bewaldeten Hügel der Sierra Nevada mit ihrem saftigen Grün. Leider waren die weiter nördlich gelegenen Pässe durch den Yosemite Nationalpark noch unpassierbar. Erst in den kommenden Wochen sollte die Frühlingssonne stark genug sein, die verschneiten Straßen von ihrem Winterkleid zu befreien. So entschieden wir uns für die südliche Passstraße. Vorbei am Isabella Lake Stausee Richtung Bakersfield wand sich der Highway stetig bergauf und unvermittelt lag in schattigen Lagen Schnee! Nach all den Monaten in brütender Hitze brach nun lauter Jubel bei den Kindern aus. Am liebsten wären die drei Mädels sofort aus dem Auto gesprungen und durch den Schnee gerannt. Götz hatte ein Einsehen und fuhr bei der nächsten Gelegehnheit rechts ran. Lilli und Amelie hatten noch ihre Flip-Flops an, doch das tat der Freude keinen Abbruch. Bis zu den Knöcheln versanken die nackten Füße im Schnee und alsbald flogen die Schneebälle…
Auch wenn es uns ganz warm ums Herz war, kroch die Kälte schließlich doch in die Zehen. Die letzten Schneebälle wurden geworfen und die Flip-Flops abgeklopft…
Update: In Kornwestheim gab es im Winter 2013/2014 gar kein Schnee.
…schnell zurück ins warme Auto.
Wenig später öffnete sich vor uns die westliche Tiefebene der Sierra Nevada. Eine schier endlose Weite…
…und ja, der kleine Fleck in der Mitte ist ein Farmhaus. Hier das ganze etwas vergrößert…
Hier kommt es wohl eher selten zu Lärmbelästigung durch die Nachbarn.
Wir fuhren entlang der Berge nach Norden Richtung Tulare zum Charter Inn & Suites Hotel. Der Ort liegt nur wenige Meilen westlich des Sequoia Nationalparks. Wie sich außerdem herausstellte ist Tulare wohl auch für seine Outlets bekannt und zufälligerweise ist das Charter Inn & Suites Hotel genau mittendrin!
Levi’s, Hilfiger, Nike, Gap, Vans, Skechers…zu lächerlich kleinen Preisen. Da sich unsere Reise dem Ende neigte, nutzten wir die Gelegenheit und deckten uns mit Klamotten und Schuhen ein. Die Mädels hatten sichtlich Freude…
Die Rucksäcke waren danach zum Bersten gefüllt.
Neben Sightseeing und Kaufrausch, galt es natürlich auch den Weltreise-Alltag zu meistern.
Die Mädels machten Schulaufgaben und Kerstin schaute nach unserer nächsten Unterkunft.
Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück in die Berge. Unser neues Ziel war der Sequoia Nationalpark mir seinen beeindruckenden Mammutbäumen, allen voran General Sherman – kein Witz, der heißt wirklich so! Doch bevor es zum Sequoia-Klassenprimus ging, wollten wir uns noch einen Überblick verschaffen.
Der rund 2.000 Meter hohe Moro Rock am Rande des Giant Forest schien uns der geeignete Aussichtspunkt. Schon der Weg dorthin war sehenswert und sorgte auf natürliche Art, dass keine Trucks und Wohnmobile in den Park fahren.
Der Ausgangspunkt für unsere Wanderung zum Moro Rock, war der Parkplatz am Giant Forest Museum. Hier bekamen wir einen ersten Eindruck davon wie kolossal Mammutbäume tatsächlich sind. Beispielsweise war direkt vor dem Museum ein Pflastersteinband in den Boden eingelassen, das die Länge und Breite eines großen Sequoias abbildete und quasi „begehbar“ machte. Zudem stand der „Sentinel“ („Wächter“) Sequoia direkt vor unserer Nase. Mit 2.200 Jahren hatte er zwar reichlich Zeit zum Wachsen, dennoch gehört er eher zu den „kleinen“ Vertretern seiner Art. Wir waren beeindruckt.
Wenngleich die Frühlingssonne schon ihren warmen Finger in die Winterlandschaft ausstreckte, so gab es an schattigen Stellen und auf wenig frequentierten Wegen immernoch reichlich Schnee. Kerstin und Götz überlegten, ob der 1,7 Kilometer Rundwanderweg bis zum Moro Rock unter diesen Bedingungen machbar sei…die warme Sonne…die vielen Wanderer…der Weg ist bestimmt schneefrei…sind ja nur 1,7 Kilometer…ein Klacks mit unseren „Hochgebirgs-Sneakers“.
So stapften wir forsch entlang der schneebedeckten Pfade und erkannten alsbald, dass wir uns in mehrfacher Hinsicht geirrt hatten…
Sneakers sind nicht für knöcheltiefen, von Tauwasser durchtränkten Schnee geschaffen (Sneakers waren halt unsere „festen“ Schuhe und bislang völlig ausreichend). Es waren keine 1,7 Kilometer sondern natürlich Meilen (!!!) und es war auch kein Rundwanderweg…damit wurde unsere Wanderung inklusive Besteigung des Moro Rock in Summe zu einer 6 Kilometerwanderung. Wurde schon der knöcheltiefe, von Tauwasser durchtränkte Schnee erwähnt?
Wie dem auch sei. Als die Füße erstmal nass waren, genossen wir recht unbeschwert die Wanderung durch den Wald voller Riesen…
… und tollten durch den Schee, inklusive Scheeengel in alle Richtungen
….und auch Amelie ließ sich nicht lumpen…
Doch wir hatten natürlich nicht nur Augen für den Schnee. Die uralten Baumriesen waren allgegenwärtig.
Die Zeit verging wie im Flug und unversehens erreichten wir den Einstieg zur Gipfeletappe auf den Moro Rock. Hier bekamen wir gleich einen ersten Vorgschmack auf die fantastische Aussicht.
Doch zunächst galt es den abenteuerlichen Aufstieg zu bewältigen. Mal mit Geländer, aber schneebedeckt…
…mal auch ganz ohne Stahlgeländer…
Die Mädels behielten die Nerven und nach einigen Treppen, Gassen, Überhängen und vereisten Pfaden erklommen wir glücklich den sonnigen Gipfel. Während unsere dampfenden Socken in der Sonne trockneten genossen wir die atemberaubende Aussicht auf die bis zu 4.000 Meter hohen Gipfel.
Nach einer kleinen Stärkung machten wir uns auf den Rückweg. Am Auto angekommen wechselten wir gleich die Socken und stopften alles, was irgendwie nach Zeitung aussah, in die triefend nassen Schuhe. Auch an den Füßen ging die Schneewanderung nicht spurlos vorbei.
Natürlich wollten wir noch die Nummer 1 unter den Bäumen der Welt sehen. Nur wenige Autominuten und 300 Meter Fußmarsch entfernt lichteten sich die Baumreihen und gaben den Blick frei auf General Sherman. Mit sagenhaften 83 Metern Höhe und über 11 Meter Durchmesser an der Basis ist der General der mächtigste bekannte Baum der Erde.
Fast 2.000 Tonnen Holz erheben sich vor uns und selbst seine Äste haben noch einen Durchmesser von bis zu 2 Metern – unfasssbar.
Es war bereits später Nachmittag, als wir erschöpft, aber glücklich ins Auto stiegen. Die Heizung vertrieb allmählich die Kälte aus den Gliedmaßen und es dauerte nicht lange bis die Rückbank selig schlummerte, während Götz dem Sonnenuntergang entgegen fuhr…
…nur noch wenige Meilen bis Tulare…